Beherrschbare Risiken beim Online-Poker | Poker Bots!
Von einer wissenschaftlichen Untersuchung erwartet man eigentlich Neutralität, Sachlichkeit, fundierte wissenschaftliche Belege und Fachwissen. Dass man Ergebnisse von Studien unterschiedlich interpretieren kann, liegt in der Natur der Sache und ist auch als wissenschaftlicher Diskurs durchaus reizvoll. Aber wenn eine Studie mehr Fragen als Antworten aufwirft, dann sollte man einmal genauer hinschauen. Und dies ist nun bei einer Studie der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim zu Stuttgart geschehen. Die im Jahr 2004 gegründete Forschungsstelle hat den Anspruch „die verschiedenen Aspekte des Glücksspiels interdisziplinär und nach wissenschaftlichen Methoden zu beleuchten“ und weiter: „Die Mitglieder der Forschungsstelle bringen ihre Expertise in den Bereichen Ordnungs- und Verbraucherpolitik, Verbraucherverhalten und Marktlehre, Mathematik und Statistik, Finanzwissenschaft, Öffentliches Recht, Wirtschaftstheorie, Steuerlehre, Kommunikationswissenschaften, Haushalts- und Genderökonomik, Marketing, Spieltheorie, Statistik und Ökonometrie sowie Konsumökonomik in die Glücksspielforschung ein.“ In einer schon im November 2019 veröffentlichten Expertise wird Online-Poker als gefährlich eingestuft und es folgen Empfehlungen, die auf ein Verbot hinauslaufen. Dabei werden aber vollständig empirische Erfahrungen außer Acht gelassen. Erfahrungen, die seit 2012 in Schleswig-Holstein genau diese Aussage, dass „... Poker im Internet sollte nicht zugelassen werden, wegen der Betrugs- und Manipulationsgefahr,“ ins Gegenteil verkehren bzw. diskussionswürdig erscheinen lassen.
In einem regulierten Markt, wie er seit einigen Jahren in Schleswig-Holstein betrieben wird, sind die Gefahren, die vom Online-Poker ausgehen könnten, quasi nicht existent bzw. können effektiv eingedämmt werden. Als mögliche Gefahren hatte die Forschungsstelle nämlich sogenannte Poker-Bots, das kollusive Zusammenwirken von Spielern – sprich das unerlaubte Zusammenwirken mehrerer Rechtssubjekte mit der Absicht, einem Dritten einen Schaden zuzufügen - einschließlich des sogenannten Chip-Dumping bei freier Tischauswahl ausgemacht. Die Anbieter von Online-Poker setzen nun aber schon aus Eigeninteresse technische Betrugsabwehrmechanismen ein. Dabei greifen sie auf eine Vielzahl an Möglichkeiten zurück. Auf der einen Seite kommen Computermodelle zum Einsatz, die das gewöhnliche Spiel- bzw. Transaktionsverhalten berechnen und simulieren und abweichendes Verhalten wie ungewöhnlich hohe Gewinne oder Einsätze aufdecken können. Auf der anderen Seite kommen auch Transaktions-Screening-Systeme zum Einsatz, die ungewöhnliche Transaktionen (Ein- und Auszahlungen sowie Spieleinsätze) erkennen, automatisierte Spielverhalten-Überwachungssysteme identifizieren verdächtige Spielmuster und Chip-Dumping-Alert-Systeme decken Spielerringe auf. Nicht zuletzt ist eine freie Tischauswahl in Schleswig-Holstein rechtlich sogar verboten. Dass diese Maßnahmen Erfolg haben bestätigte vor kurzem das schleswig-holsteinische Innenministerium. Seit 20102 gäbe es keine Beschwerden, die auf einen Manipulations- oder Betrugsversuch hingedeutet hätten. Diese ganzen Erkenntnisse wurden aber beim Verfassen der Studie außer Acht gelassen, so dass sie wenigstens in diesem Bereich nicht aktuell bzw. nicht genügend recherchiert zu sein scheint. Da darf es schon mal Zweifel geben, da ist ein Hinterfragen der Forschungsergebnisse ja wohl erlaubt.
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